Arbeitsgemeinschaft der Fischereigenossenschaften in  Niedersachsen und im Wesereinzugsgebiet
 

// Schutz von Fischbeständen und -lebensräumen

Stadt Minden - Quappen sollen wieder heimisch werden

28. Mai 2025 - Quappen waren historisch in vielen den fließenden Gewässern des Kreises Minden-Lübbecke heimisch und sind dann fast ganz von der Bildfläche verschwunden, weil ihnen durch Flussbegradigungen Lebensräume genommen wurden und die Flüsse insgesamt starker Verschmutzung ausgesetzt waren. Sie sind in der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten aufgeführt.

Die Weserfischereigenossenschaft Minden beabsichtigt in Kooperation mit ihren Fischereipächtern die Wiederansiedlung dieser vom Aussterben bedrohten Fischart in der Weser sowie ihren Zulaufbächen. "Nur ein geringer Anteil der ausgesetzten Jungfische wird wegen Fressgefahr durch größere Raubfische aber auch durch fischfressende Vögel wie Reiher, Kormoran und Gänsesäger zu einem Elterntier heranwachsen und sich dann hoffentlich erfolgreich in unseren Gewässern hier fortpflanzen und dann zum Arterhalt bzw. zur Wiederansiedlung beitragen", schätzt Jan-Nicolai Klement. Quappen haben bei kühleren Wassertemperaturen ihren höchsten Stoffwechsel und sind erst nach drei Jahren geschlechtsreif.

Insgesamt rund 20.000 Jungfische wurden jetzt erstmals in Weser, angebundene Nebengewässer und in die Bastau im Zuständigkeitsbereich der Weserfischereigenossenschaft Minden ausgesetzt - eine Maßnahme, die vor allem dem Artenschutz und der Biodiversität dient. Quappen fressen, wenn sie größer sind, auch die Schwarzmundgrundeln, die hier nicht heimisch sind, als invasiv gelten und damit Ökosysteme gefährden.


Die jetzt ausgesetzten Quappen sind direkte Nachkommen weserstämmiger, wildlebender und nicht domestizierter Elterntiere, die über den Anglerverband Niedersachsen erworben werden konnten und die dort mit großem Aufwand in eigens hierfür vorgehaltenen Teichen herangezogen wurden. Für den Besatz der niedersächsischen Tiere musste zunächst eine Genehmigung seitens der hierfür zuständigen Oberen Fischereibehörde bei der Bezirksregierung Detmold eingeholt werden, so Klement.
Eine rund ein Kilogramm schwere weibliche Quappe trägt rund 700.000 Eier, die entnommen und anschließend künstlich befruchtet werden. Die jungen Raubfische müssen in der Größe von 4 bis 8 Zentimetern aus den Aufwuchsteichen entnommen werden, da diese kannibalisierend sind und sich in zu dichter Haltung ansonsten gegenseitig dezimieren würden. Quappen ernähren sich, wenn sie größer sind, von anderen kleinen Fischen, Larven und Krebsen.
Die Quappe ist der einzige Fisch aus der Ordnung der Dorschartigen, der ausschließlich im Süß- oder Brackwasser vorkommt. Sie gehört in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten und unterliegt deshalb in vielen deutschen Bundesländern fischereilichen Schonbestimmungen. Sie sind in Nordrhein-Westfalen ganzjährig geschont. "Wenn ein Angler eine Quappe fängt, muss er sie zwingend und vorsichtig wieder frei lassen", erläutert Vorsitzender Klement.
2002 war die Quappe in Deutschland Fisch des Jahres. Sie ist ein bodenlebender und nachtaktiver Raubfisch und kann bis zu einer Länge von 150 Zentimetern und einem Gewicht von 34 Kilogramm heranwachsen, wird in der Regel aber nicht größer als 40 Zentimeter. "Sie soll ähnlich wie ein Kabeljau schmecken", berichtet Jan-Nicolai Klement, der aber selbst - wegen der Schutzbestimmungen - noch keine Quappe gegessen hat.
Die Weserfischereigenossenschaft Minden und ihre Pächtervereine beabsichtigen in Abhängigkeit von der tatsächlichen Verfügbarkeit der Jungfische, auch in den nächsten Jahren wiederkehrend Quappen in die Genossenschaftsgewässer auszubringen und "diese Fischart hier mittelfristig hoffentlich wieder selbsterhaltend angesiedelt zu bekommen und so einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten", wünschen sich die Beteiligten.
Schon im vergangenen Jahr und auch 2023 hatten IG und Fischereigenossenschaft einige tausend Bachforellen, die ebenfalls als im Bestand bedroht gelten, in der Bastau ausgesetzt. Erste Probebefischungen fielen positiv aus. So konnten in der Bastau etliche Bachforellen gefangen werden, die im guten Ernährungszustand sind. "Den Fischen geht es offenbar gut und unsere Besatzbemühungen zeigen Erfolge", so Klement abschließend.
Die Quappen werden in die Freiheit entlassen - v.l. Burkhard Müller, Jens Müller, Jan-Nicolai Klement
Die Quappen werden in die Freiheit entlassen - v.l. Burkhard Müller, Jens Müller, Jan-Nicolai Klement
Schnell entschwinden die Fische im Fluss und suchen Schutz unter Steinen und Kieseln
Schnell entschwinden die Fische im Fluss und suchen Schutz unter Steinen und Kieseln
Vier bis acht Zentimeter lang sind die Jungfische
Vier bis acht Zentimeter lang sind die Jungfische

Fotos: Die Quappen werden in die Freiheit entlassen - v.l. Burkhard Müller, Jens Müller, Jan-Nicolai Klement / Schnell entschwinden die Fische im Fluss und suchen Schutz unter Steinen und Kieseln / Vier bis acht Zentimeter lang sind die Jungfische (© Pressestelle der Stadt Minden)


Die Leine soll wieder ein Lachsfluss werden!

Mit Unterstützung der FG "Leine II" und der Stadt Gronau (Leine) wurde 2005 auf einer Leineinsel das Norddeutsche Lachszentrum vom Leine-Lachs e.V. errichtet. Hier befindet sich auch eine Fischzucht mit angegliederter Brutanlage. Aus Wildungen und eigenem Bestand an Laichfähigen Elterntieren wurden hier jährlich ca. 40.000 Eier abgestreift und aufgezogen.






 Unsere Gewässer sind wertvolle Habitate für aquatische Biodiversität und haben einen extrem hohen Freizeitwert und Erholungsfaktor für die Bevölkerung.